- 100 Jahre - ( im Jahre 2009)
Der Elferrat der RAGA
Ein kleiner Geschichtsüberblick von Wolfgang Zühlke und Alois Simrock
Im Jahre 2008 feierte der Elferrat der Ranzengarde Bürgel seinen 99. Geburtstag. Wie in der Fastnacht üblich, wird dieses „Schnapszahl“-Datum für entsprechende Feierlichkeiten aber auch einen Rückblick auf die lange Zeit des Bestehens des Elferrates zum Anlass genommen. Die Elfer selbst sind schon immer ein fester Bestandteil der Fastnacht natürlich auch in Burgilla. Elfer, die sich sozusagen als hoher Rat auf die „Schippe“ nehmen, gehören mit ihrem Elferpräsidenten zu jeder fastnachtlichen Sitzung. Und ein Elfer ist schon was besonderes, wie sich aus eigener Einschätzung der aus folgender Liedtextzeile ( Gell du hast mich gelle gern..) ergibt: Wird so ein Elfer mal geborn, kannst du“s am Himml sehn, ein herrlich bunter, großer Stern wird über Bürgel gehn, selbst Bieberer die merken das und du, da bist du platt, die komme über unsern Berg , mit ihrm Kartoffelsalat. (Für die geographisch nicht so erfahrenen Leser sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß der Berg natürlich entgegen anders lautender Meinungen auf Bürgeler Gemarkung steht.)
Die Aufnahme zum Elfer erfolgt bei einhelliger Übereinstimmung, ohne dass es zu einer Abstimmung einzelner Personen kommt. Der dann gewählte Elfer erhält seine Insignien, - Kappe, Fliege, Jacke - und leistet folgenden, nicht ganz ernst gemeinten Schwur: Elferschwur: Sind wir Elfer Fastnachthelfer? Oder vielleicht nur Lackschorschgarnitur? Fastnachtstrategen? Mit Gott Jokus Segen Bewahrer der Tradition? oder Bühnenclown? Frohsinnsausrichter? oder Champagnervernichter Brauchtumspfleger oder Fastnachtsheger. Immer in der ersten Reihe, nicht nur bei dieser Weihe. Wir wollen in Berjel am Main Traditionshüter sein. Das geloben wir, heut und hier. Frohsinn ist ein Muß Darauf unser 3 x Gut Stuß
Üblicherweise wird jedem Elfer ein wichtiger Posten zugewiesen, so gibt es zum Beispiel den Minister der Justiz, der öffentlichen Angelegenheiten, für Bau und Boden, für strahlende Helligkeit, für Programmangelegenheiten, für Verkehrsfragen, für Umwelt, für Jugend und Familie und den Kanzleramtsminister. Dahinter steckt natürlich, dass Sitzungen und Umzug gewisser organisatorischer Vorbereitung bedürfen und der Elfer in seinem jeweiligen Sachgebiet dann tätig wird.
Sozusagen ist alles mehr als straff organisiert (wenn es nur so wäre). Letztendlich sind es ja doch nur Narren!! Gleichwohl hat der Präsident des Elferrates eine besondere Stellung und Autorität, wie sich aus dem leidvollen Gesang eines Elferratsmitgliedes ergibt: Ich bin seit Jahren, das sieht doch ein jeder, ein Elferrat, der gerne auch mal lacht. man nennt die Elfer schon mal Komiteter, auch Lackschorch, wie so mancher Berjeler sacht. Mein Chef sitzt dort auf seinem Platz erhöht, von allen Elfern ist er der Regent. er wird ganz bös, ist so ein Vortrag blöd, ich habe soviel Angst vorm Präsident.
Aber, drehen wir die Zeituhr doch einmal zurück:
Fünf Jahre, nach der Gründung der RAGA, im Jahre 1909 entstand der erste Elferrat mit den Mitgliedern: Bernhard Öder, Nikolaus Kistner, Kaspar Pfendt, Moritz Katz, Anton Dietz, Wendelin Meier, Karl Güldig, Franz Ohlig, Julius Wolf oder Heinrich Adam. Der erste Elferpräsident war Karl Stenger, der im Jahre 1912 von Heinrich Adam I. abgelöst wurde. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die RAGA erst 1922 wieder aktiviert, es wurde heimlich gelacht. Aufzeichnungen gibt es über diese Zeit nicht. 1934 bestand der Elferrat unter dem Präsidenten Anton Leidinger aus den Herren Hans Lipps, Anton Dietz, Philipp Sommer, Rupert Lammert, W. Linke, Konrad Guthier, Jean Leilig, Adam Rosenberger, Alois Möller und Karl Franz. Der Ehrenpräsident Karl Stenger überreichte zum 30 jährigen Bestehen der RAGA die Elferketten, die heute noch von den Elfern anlässlich der Sitzungen getragen werden.
1935 übernahm Jean Leilich die Leitung des Elferrates. Robert Lammert übernahm im Anschluß die Präsidentschaft.
1958 wurde wieder einmal ein neuer Rat unter dem Präsident Heinz Kremer eingesetzt. Die Elfer setzten sich zusammen aus Herbert Fehrmann, Franz Martin, Herbert Maith, Philipp Eitel, Willi Bauer, Herrmann Braemer, Friedhelm Gutschank, Walter Fäth, Willi Dey und Rupert Gehrlein. Weitere Präsidenten dieser Gruppe waren Herrmann Braemer und Rupert Gehrlein.
1978 trat der Elferrat mit den Worten „laßt das mal die Jugend machen“ zurück und legte die Geschicke in die Hände der damaligen Jungelfer Hans Maith und Fred Stephan. Die beiden gingen kurzfristig auf die Suche und nach wenigen Wochen stand der neue Elferrat.
Von den „Alten“ standen nur noch Herbert Fehrmann, und Herbert Maith zur Verfügung. Neu angeworben wurden: Manfred Mottscheller, Boris Schaub, Georg Wiegand, Kurt Fröhlich, Harald Siegert, Walter Rosenberger, Heinz Rosenberger, Peter Kreuzer, und die zwei oben genannten, zum Präsident wurde Fred Stephan heraus gedeutet. 12 Jahre blieb er im Amt dann wurde er von Ralf Massing abgelöst. Nach 2 Jahren übernahm Fred Stephan nochmals ebenfalls für zwei Jahre den Vorsitz, um dann 1995 sein Amt an den neuen Elferpräsidenten Wolfgang Zühlke abzugeben.
Nach und nach wurde der Elferrat aufgestockt. Andere Elfer schieden nach langjähriger aktiver Mitgliedschaft aus. Nach den großen Feierlichkeiten von 100 Jahren RAGA Bürgel wurden über 210 Jahre Elfererfahrung mit Herbert Fehrmann, H.P. Kampfmann, Herbert Maith, Peter Kreuzer, Hans Maith, Fred Stephan, Harald Siegert sowie Heinz und Walter Rosenberger vom Elferpräsidenten Wolfgang Zühlke ehrenvoll mit einer Urkunde und einem Dankesgeschenk in den Ruhestand versetzt.
Im Jahr 2012 haben Alois Simrock und Horst Wicker den Elferrat aus beruflichen und privaten Gründen verlassen und Christian Füllbier kam dazu. Natürlich erfolgt so ein Abschied nicht in einer Absolutheit: Bei den verschiedenen Treffen außerhalb der Kampagne finden sich die Ehemaligen gerne immer wieder ein. Schließlich gilt, einmal Elfer immer Elfer, wie so auch schon besungen: Und muß ein Elfer irgendwann, mal gehen von dieser Welt, nimmt er nur seine Kappe mit, das ist es was ihn hält, klopft er dann an, am Himmelstor, es ist ja kaum zu fasse, ruft Petrus zu den Engelein, wolle mern reinlasse Im Jahr 2013 besteht der Elferrat aus: Wolfgang Zühlke( Präsident), Roland Maith, Stefan Zech, Tobias Stephan, Thomas Röder, Frank Mottscheller, Frank Kromm, Markus Hof, Reiner Kreisel, Thorsten Schweedt (Elfersprecher), Michael Tippmann, Robert Pies und Markus Geyer und Christian Füllbier. 2016 verlässt mit Robert Pies ein weiterer Elfer das Narrenschiff ,Frank Mottscheller nimmt sich eine einjährige berufliche Auszeit. Die Beiden werden durch Dieter Gerbig und Stephan Kirchner ersetzt.
Natürlich sind das mehr als 11 Personen. Das ist aber auch erforderlich, denn schließlich ist jeder privat und beruflich gefordert, so dass immer einer für den anderen einspringen kann. Eine Reihenfolge gibt es dabei nicht, vielmehr wird unter den Elfern grundsätzlich alles einvernehmlich geregelt.
Den Höhepunkt jeder Kampagne stellt der Umzug am Fastnachtdienstag dar: Man muss es schon einmal gesehen haben, wie gutgelaunt und freundlich die am Straßenrand wartenden und winkenden Narren auf die Wurfwaren des Elferrates warten. Und wird die Fastnacht am Ende des Tages dann begraben – die Elfer legen ihre Insignien zuvor ab -, freut man sich bereits auf die nächste Kampagne und läßt diese hochleben. Die gute Laune soll natürlich durch das ganze Jahr halten.
Wie wird man also Elfer ? am Besten wenn man folgendes Motto verinnerlicht hat: Beim Elfer kommt es nicht drauf an, ob kurzer oder langer Mann, ob reich ob arm, ob dick ob dünn, die Hauptsach ist, er hat Humor im Sinn, tut gerne lache, selten weine, ist mit sich und Burgilla stets im reine. Er ist ein Bild von einem Mann, dem keine Frau widerstehen kann, kurzum der Elfer ist ein Kerl der Tat drum: 99 Jahre Elferrat
2020 feiert der Elferrat seinen 111.ten Geburtstag. Und was dann abgeht wird sicher wieder in neuen Liedern besungen. Schon bald werden wir mit den Vorbereitungen beginnen.